„ … und sorge, dass deine Gewürze schmackhaft sind.“


 

„Die Seele ist wie der Wind, der über die Kräuter weht,
wie der Tau, der über die Wiesen sich legt,
wie die Regenluft, die wachsen macht.“
 

© Hildegard von Bingen

 

Ob Mondphasen- und Aderlasskalender, Mundöl, Vitalpulver, Wermutcreme oder Bio-Gewürzmischungen – Hildegard von Bingen (1098-1179) ist seit ihrer Wiederentdeckung 1970 durch den Konstanzer Arzt Dr. med. Gottfried Hertzka bis heute allgegenwärtig. Dieser löste durch seine Veröffentlichungen zu Hildegards Naturheilkunde einen wahren Boom aus, welcher den Marketingbegriff der „Hildegard-Medizin“ schuf.

Der besonderen Faszination und Begeisterung liegt dabei wohl die mystische Entstehungsgeschichte zugrunde. Denn: 1141 erhielt die Benediktinerin von Gott in einer Vision den Auftrag: „Schreibe, was du siehst und hörst! Tue kund die Wunder, die du erfahren! Schreibe sie auf und sprich!“

Von der Vision überrascht und verunsichert, wird sie zunächst krank (heute vermutet man hinter Ihren Symptomen eine starke Migräne). Doch schließlich gibt sie ihre „Hand dem Schreiben anheim“ und bringt „die geheimen Mysterien Gottes“ zu Papier. Unter anderem verfasst sie zwischen 1150 und 1160 zwei natur- und heilkundliche Werke, darunter das Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum (Das Buch von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe) später unter dem Titel „Physica“ dokumentiert, eine Schrift über die Eigenschaften und Wirkungen von Kräutern, Bäumen, Edelsteinen, Tieren und Metallen.

Nun kann man vom Hildegard-Hype halten, was man will, doch die Wirkung von Kräutern und Gewürzen, wie sie auch Hildegard beschreibt, ist unumstritten, sowohl in der Medizin, als auch der guten Küche.

„Der Fenchel, wie auch immer er gegessen wird, macht den Menschen fröhlich und vermittelt ihm angenehme Wärme, guten Schweiß und gute Verdauung.“, so Hildegard von Bingen beispielsweise über das Knollengewächs, welches 2009 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde. Und auch die beliebte Zimtrinde findet man in Ihren Ausführungen: „Zimt oft gegessen, mindert die Fehlsäfte und führt gute Säfte herbei.“  Heute wird dieser auf Diätblogs und in medizinischen Ratgebern als Diabeteskiller und Fatburner gehandelt.

In der ausgewogenen, gesunden Küche spielen Kräuter und Gewürze Thymian, Ingwer, Chili und Co. besonders heute, wo die Tendenz zu natur- und umweltbewusstem Leben stetig wächst, in Sachen Wohlbefinden und Genuss gleichermaßen eine wichtige Rolle. Auch unsere Küche beleben diese kleinen Schätze der Natur mit Ihrer Vielseitigkeit.

Vielleicht besuchen Sie uns wieder einmal und lassen sich kulinarisch verwöhnen.

Und dazu vielleicht einen Wein? Denn auch das wusste Hildegard: „Der Wein heilt und erfreut den Menschen mit seiner wohltuenden Wärme und großen Kraft.“

 

In diesem Sinne: Wohl bekomm’s und allzeit gute Gesundheit,

Ihre andersgastgeber

 

Quellen:

http://hildegardvonbingen.info

http://www.abtei-st-hildegard.de/natur-und-heilkunde/